18. Mai 2016

Rhein-Marne-Kanal: Schiffe quetschen

Mit einigen knusprigen Baguette unter dem Arm bin ich schon um acht zurück beim Boot. Die Mannschaft ist auch schon auf und es duftet herrlich nach Kaffee und Abenteuer. Nach dem Frühstück verlassen wir Saverne und fahren auf dem Rhein-Marne-Kanal bergauf.
Die Landschaft ist lieblich und frühlingsgrün. Der Kanal schlängelt sich durch den Wald. Und alle paar Hundert Meter steht eine Schleuse quer im Kanal. Jedes Mal lupft uns das Wasser drei, vier Meter höher hinauf.

Nach 13 Schleusen erreichen wir das Schiffshebewerk Arzviller; eine monströse Beton-Konstruktion aus den 1960-er Jahren. Wir fahren in einen riesgengrossen Trog hinen, der dann mitsamt uns, unserem Schiff und dem Wasser schräg den Berg hinauffährt. Oben fahren wir wieder aus dem Trog hinaus in den Kanal. So als sei es das Normalste der Welt.

Kurz nachdem wir das letzte Mal hier waren, passierte im Schiffshebewerk ein kleines Hopperla. Der Trog fuhr von der Bergstation los, obwohl das Tor noch offen war. Ein Ausflugsschiff war grad am hineinfahren und wurde eingeklemmt. Zum Glück. Denn das zerquetschte Schiff verhinderte den Absturz des Troges. Und es verzögerte das Auslaufen des Kanalwassers, das sonst alles überschwemmt hätte.
Inzwischen ist der Trog wieder repariert und neu angemalt. Wir lassen uns die 50 Meter den Abhang hinauf ziehen und kommen unbeschadet oben an.

Das Hebewerk ersetzt 17 alte Schleusen. Diese stehen seither ungenutzt und mit halboffenen Toren im Wald herum. Wir spazieren dem leeren Kanal entlang und bewundern die historische Technik an. Alles blüht und grünt, bloss der Himmel wird immer grauer und trüber, so dass wir in einer Bar Zuflucht suchen müssen.

Wir wollen noch etwas weiter fahren, denn morgen soll das Wetter schlecht sein und wegen einem Feiertag arbeiten die Schleusen nicht. Und wir wollen nicht im Niemandsland zwischen zwei Schleusen den Regen aussitzen.
Mit dem Schiffshebewerk haben wir den Gipfel des Kanals erreicht. Nun geht es längere Zeit flach weiter. Dafür müssen wir aber noch durch zwei Kanal-Tunnel.

Der erste Tunnel ist 2,3 Kilometer lang. Das scheint nicht sehr lang, wenn man aber mit nur 5 km/h fährt, dauert die Durchfahrt halt eine halbe Stunde. Der zweite Tunnel ist kürzer, dafür läuft er direkt neben dem Eisenbahntunnel. Wir dümpeln ein bisschen herum, weil wir hoffen, dass ein Zug kommt. Und tatsächlich schiesst aufs Mal ein TGV aus dem Tunnel. Ich winke und fotografiere gleichzeitig. Der Lokführer winkt und pfeift zurück – und ich verwackle vor lauter Begeisterung das Foto!

Nach dem zweiten Tunnel liegen nun ein ganzer Fahrtag ohne eine einzige Schleusen oder Tunnel vor uns. Somit können wir morgen trotz Feiertag ungehindert fahren. Doch jetzt wollen wir erstmal hier übernachten. Kaum haben wir angelegt, beginnt es zu regnen. Heftig. Selbst die Fischer in ihren schulterhohen Gummistiefeln flüchten ins Trockene.

Heute sind wir 22 Kilometer, 13 Schleusen, 2 Tunnels und mit einem Schiffs-Lift gefahren.

2 Kommentare:

  1. Hi Muger, toll, ich bin hintendrein mit lesen, habe aber grosse Freude an Isfahan. Und nun schon auf den Kanälen... grossartig. Grüss mir Peti und Lucia!! de Märe... immer am bauen!

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