6. Juni 2016

Frau G. und die Hosenscheisser in Locarno

Neulich in Locarno: Wir sassen verträumt auf dem Bahnsteig und ich macht ein Foto vom Bahnwagen gegenüber.
Kurz später standen plötzlich drei halbstarke Jungs vor mir und verlangten, dass ich das Foto löschen müsse. Datenschutz und so. Ich zuckte mit den Schultern und sagte ganz freundlich: «Nö». Daraufhin fingen die drei zu schimpfen und drohen an. Ich sagte – öööhm ‒ nichts.
Aber Frau G. stand auf und richtet einige klärende Worte an die drei Jungs. Worauf diese fuchsteufelswild wurden und ihre Gesichter rot anschwollen.
«Kommen Sie doch her, wenn Sie Eier haben!» grölte einer zu Frau G.
Dieses Gesprächsangebot wollte Frau G. nicht ausschlagen und stellte sich eine Handbreit vor einen der Schlacks. Sie klärte den Hohlkopf über die anatomische Eigenheiten des Frauenkörpers auf; und ging dabei stetig vorwärts. Frau G. sprach leise, ich konnte dennoch Ausdrücke wie «hirnloses Dubel», «Weichschnäbeler» und «elende Hosenseicher» hören ‒ und auch ein paar unfeine Kraftausdrücke.

Die drei Pubertanten flüchteten sich daraufhin in ihren Bahnwagen. Durch die Doppelverglasung hindurch hörte man ihr Gemotze bloss noch als Gemurmel. Dann fuhr ihr Zug los und Frau G. winkte ihnen liebevoll hinterher.

Zu wissen, dass man der Jugend etwas Unvergessliches vermittelt hat, ist einfach ein schönes Gefühl.

8 Kommentare:

  1. Im italienischsprachigen Tessin, stieg wohl die wärme den Jugendlichen etwas zu Kopf. Das es jedoch nur im Süden an Tempramentsschwankungen nicht fehlt, muss auch gesagt sein. Die plötzliche Sonne, bekommt nicht allen Mitmenschen gleich wohl. Egal, ob alt oder jung. Für mich ist entscheident, dass die Vermittlung außschließlich verbalen Charakter hatte. Nicht auszudenken, wenn Frau G. tätig geworden wäre. So, kann man diese Zusammentreffen, evtl. unter Jugend forscht ablegen.
    Situationen gibt es -
    Danke für´s tapfere berichten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich möchte aber doch klarstellen: Bei den drei Tschumpeln handelte es sich nicht um Tessiner. Dem Dialekt nach kamen die wohl eher aus dem Grossraum Züri.

      Löschen
  2. Es könnte jedoch auch sein, diese Schmalspurmehlern gaben den Dialekt nur vor. Somit retteten Sie sich, vor weiterer Verfolgung, durch Frau G.
    Schließlich ging es mir um die Temperaturen allgemein in Nord u. Süd, zusammen mit dem überhitzten Gemüt.
    Heut beginnt der Ramadan

    AntwortenLöschen
  3. ein Hoch auf Frau G. :-))
    lG Isabelle

    AntwortenLöschen
  4. Cochones - hat sie, die Frau G.! Trotz eigenartigem (?) Frauenkörper.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Frau G. ist NICHT eigenartig!
      Doch sie kann sehr gut Buben einschüchtern ;-)

      Löschen
  5. Verreckti Zaine, da hett i gäre zuegloset
    Frau G KANN auch grosse Buben einschüchtern, gell Muger...

    AntwortenLöschen