26. August 2015

Skandinavien: der Bürgermeister von Wesel, ist ein Esel …

Direkt ennet der dänischen Grenze beginnt Deutschland. Und von da ist es nicht mehr weit bis nach Flensburg. Am Hafen sehen wir ein paar alte Schiffe angeleint. Also halten wir zum Schiffegucken an; es ist die die „Museumswerft“ (N54.79405 E9.43354). Hier werden noch nach alter Handwerkskunst Schiffe repariert und renoviert. Und man darf zuschauen und alles anfingen, was ich ausgiebig tue.

Die Stadt Flensburg gefällt uns gut. Berühmt ist sie in ganz Deutschland aber vor allem wegen des „Kraftfahrt-Bundesamtes“ berühmt, das hier die Verkehrssünder-Punkte verwaltet. Ein grosses viereckiges Haus mit vielen Fenstern. Bleichbeinige Mitarbeiter kommen grad von der Mittagspause zurück. Der Pförtner schüttelt grimmig den Kopf, als ich mich mitten in die Einfahrt stelle, um Fotos zu machen.

Gar nicht weit hinter Flensburg liegt das Dorf – öhm; Ostseebad sagen sie hier - Glücksburg. Und mitten in einem Tümpel steht hier auch das gleichnamige Wasserschloss Glücksburg. Eine wirklich malerische Anlage (N54.83196 E9.54337) mit vier dicken Türmen und einer langen Besucherschlange.

Es ist wunderschönes Wetter und deshalb fahren wir erst einmal an den Strand. Ich möchte schwimmen – also eher baden, oder sagen wir ins Wasser stehen – aber Frau G. graust es vor den angeblich hier beheimateten Quallen. Ich behaupte, hier habe es keine. Und wenn, dann nur gaaanz kleine und harmlose. Richtig niedliche. Doch bleibt auf dem Strandweg stehen und betritt nicht einmal den Sandstrand.

Später mache ich noch ganz diskret ein Foto vom Wasser. Na gut, einige Quallen gibt es hier schon, aber die sind fast durchsichtig und fallen kaum auf.
Während Frau G. noch gschwind etwas einkaufen will, setze ich mich auf den Frisör-Stuhl und lasse mir einen sommerlichen Kurzhaarschnitt verpassen. Noch ein Schluck Schmöcki-Wasser drauf gesprüht - und ich bin kaum mehr von einem Heiratsschwindler zu unterscheiden.

Ein Mann mit einer Sonnenblume kommt auf mich zu und sagt: «Eins will ich ihnen sagen. Der Bürgermeister von Wesel, ist ein grosser Esel.» öööhm – ja, gut zu wissen…

Rasant überziehen Wolken den Himmel und schon bald fallen erste zögerliche Tropfen. Wir finden am Jachthafen einen ganz netten Übernachtungsplatz (N54.8369 E9.5218). Es beginnt zu regnen. Ich mag das; im Bett fläzen und der Regen prasselt aufs Dach. Sauromantisch.

Skandinavien: Smørrebrød ist huärä guet

OdenseEin wunderbarer Morgen. Über uns blauer Himmel und hinter den Fenstern gegenüber sind die Werktätigen bereits emsig am Arbeiten. Wir frühstücken gemütlich. Es gibt norwegischen Lachs, Brot vom Vortag und Brösmeli-Kafi.
Dann reifeln wir ganz gemütlich über die Landstrasse nach Middelfart und über die alte Brücke (N55.51814 E9.71029) hinüber aufs Festland. Nun sind wir endgültig wieder in Kontinentaleuropa. Ab jetzt geht es nur noch südwärts. Odr so.

Über Haderslev wissen wir nichts. Wir schauen es uns bloss an, weil das Städtchen auf unserem Weg liegt. Die Altstadt ist erstaunlich hübsch und durchaus besuchenswert. Eine grosse Kirche in „Backstein-Gotik“ und rund um den Hauptplatz Bürgerhäuser im „Bauern-Barock“.

Jetzt sind wir schon so manchen Tag in Dänemark unterwegs – und wir haben noch nie Smørrebrød gegessen. Smørrebrød heisst eigentlich nur „Butterbrot“; was ich dann aber serviert bekomme ist eine komplette Mahlzeit. Brot mit Kartoffeln, Speck, eingelegten Zwiebeln, Majo und Begleitgrün. Isch gut.



Am östlichen Stadtrand von Haderslev wird zurzeit die Stadt erweitert. Tolle neue Wohnhäuser und ein grandioser Kulturtempel sind entstanden. Wir flanieren zwischen den Neubauten. Und beschliessen, gleich hier auf einem unbebauten Grundstück - respektive am Schiffsanleger (N55.25187 E9.5089) davor - zu übernachten.

Ein herrlich milder Wind weht vom Meer her, die Entenküken schnattern und die Buben sausen mit ihren Rollbrettli hin und her. Dann geht die Sonne orangerot unter. Es ist richtig schön hier.
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25. August 2015

Skandinavien: Delfine mit Pelz

Korsør. Mit der Flut kommen auch wieder die Quallen. Das ganze Wasser ist voll von den schlabbrigen Tieren. «Alle Meerestiere sind grusig» behauptet Frau G. «Nur die Delfine nicht. Und Robben; aber das sind ja auch nur Delfine mit Pullover.»

Wir schauen uns noch einmal die Storebælts-Brücke an; diesmal im milden Morgenlicht. Dann fahren wir an die Zahlstelle und über die Brücke. Von hier oben sieht sie noch mächtiger aus, als vom Ufer unten.

In Nyborg erreichen wir wieder festen Boden unter den Füssen. Das Städtchen ist, zumindest auf den zweiten Blick, ganz hübsch. Wir trinken Kaffee und geniessen die sommerliche Wärme.

Odense ist die drittgrösste Stadt Dänemarks – habe ich gelesen. Die wollen wir uns ein wenig anschauen. Wenige Schritte vom Stadtzentrum finden wir einen Parkplatz. Und ganz in der Nähe steht auch das Geburtshaus von Hans Christian Andersen, dem berühmtesten Odenserianer.

Das Andersen-Haus ist ganz unscheinbar, so dass viele Besucher fälschlicherweise den Souvenir-Laden gegenüber fotografieren. Der ist nämlich gross „Andersen“ angeschrieben und wesentlich imposanter als das gedrungene Andersen-Geburtshaus. Zudem ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt, wo Andersen tatsächlich geboren wurde. Bis auf weiteres muss einfach das kleine gelbe Haus herhalten!
In ganz Odense finden wir Skulpturen von Andersen-Märchen. Da ich aber keine davon gelesen habe, weiss ich nicht, was all die Figuren bedeuten sollen.

Neben dem Bahnhof wurde erst vor wenigen Wochen eine spektakuläre Fussgänger-Brücke (N55.40098 E10.38316) eingeweiht. Um einen chromglänzenden Pylon windet sich eine Rampe, führt hoch oben über die Geleise und dann in einem ausladenden Schwung hinunter zum Busbahnhof.

Leider sieht die Brücke auf den Plänen wesentlich besser aus, als in Wirklichkeit. Die geschwungene Fahrbahn wird von allerlei Strommasten und –kabeln gestört. Und der Chrom-Masten ist überflüssig und völlig sinnfrei. Schade!

Wir übernachten auf dem Parkplatz gleich hinter dem „Odense Teater“ (N55.3986, E10.3866). Ein wunderbarer Stadtplatz; mitten im Geschehen, aber ganz ruhig.

24. August 2015

Skandinavien: zu Hitler ins Theater

Gestern lief ich in Helsingør einem Theatermann über den Weg. Er baute grad an einer Kulisse und befestigte Feuerwerk - und ich schaute zu. Er erzählte von einer grossen „Show“. So kam es, dass wir am Abend ein Strassentheater besuchten. Das Theater Albatross spielte „HELIG!“; ein bedrückendes Theaterstück über das Deutsche Reich, die Juden und so. Den dänischen Text verstanden wir nicht, aber die Szenen waren auch ohne einigermassen verständlich.

Manchmal sangen und tanzten die Spieler wie Gaukler, dann wieder ertönte stramme Militärmusik sie marschierten stramm unter wehenden Fahnen. Der Führer hatte Geierkrallen und wenn er sich zackig bewegte, staubte seine Uniform.

Der zweite Teil des Stückes spielte direkt vor der Festung. Zahlreiche Feuer loderten und verbreiteten eine gespenstige Stimmung. Dann ging das Tausendjährige Reich unter, es wurde kühl und wir gingen heim.

Über Nacht hat es aufgeklart, jetzt scheint manchmal sogar etwas Sonne. Wir brummen auf kleinen Nebenstrassen heimwärts. In dieser Gegend ist Dänemark sehr ländlich. Viel Gegend beidseits der Strasse; und Weizenfelder. Nur ab und zu unterbricht ein Dorf die Fruchtfolgeflächen.
Manche Häuser sind mit Stroh gedeckt. Besonders gefallen mir die Firstabdeckungen mit den Holzklammern. So was habe ich glaub noch nirgend gesehen.

Die Storebælts-Brücke verbindet die Insel Sjælland - wo auch die Hauptstadt Kopenhagen drauf ist - mit der Insel Fyn und dem Festland. Die Brücke ist enorm lang, insgesamt mehr als 13 Kilometer. Doch ganz besonders ist die die Hängebrücke in der Mitte. Sie hat eine Spannweite von 1‘625 Meter und ist damit eine der längsten Hängebrücken weltweit. Die Durchfahrt ist 65 Meter hoch, so dass auch die ganz grossen Kreuzfahrtschiffe darunter durch passen.

Wir übernachten am ehemaligen Fährhafen von Korsør (N55.3358 E11.1361) – also noch auf der Ostseite der Brücke - direkt am Quai.
Am Abend kommen einige Fischer und fischen Fische. Sie stehen an der Hafenmauer, lassen ihre Ruten schlapp ins Wasser hängen und futtern Pizza aus einer Kartonschachtel. Fangen tun sie nichts – gar nichts. Nur die Würmer hinauswerfen und im Wasser hin und her schwenken. Sie haben nicht einmal Eimer für die potentielle Beute dabei!

22. August 2015

Skandinavien: von Helsingborg nach Helsingør

Von unserem Schlafplatz ist es nicht weit bis nach Helsingborg. Als erstes besuchen wir da den McDonald und sein Internet. Zeitung lesen und das Wetter der nächsten Tage anschauen. Das sieht nicht so toll aus; jedenfalls erwartet uns keine Sonne.

Der Hafen liegt fast mitten im Stadtzentrum. Wir lösen ein Billet und können schon bald auf eine grosse Fähre fahren. Sie heisst „M/F Hamlet“; genauso wie dieser Schlageraffe. Oder hiess der nicht Gildo, wie dieser Westerwelle, odr so?
Wie auch immer: Die Fahrt vom schwedischen Helsingborg ins dänische Helsingør dauert bloss etwa eine halbe Stunde. Eine handvoll Fähren fräsen den ganzen Tag hin und her und baggern Autos hinüber. Lange warten muss keiner.
Wohl wegen den Erschütterungen hupten und blinkten während der ganzen Überfahrt die Alarmanlagen der Autos. Eine Kakophonie wie an der Fasnacht.

In Helsingør fahren wir direkt zum Jachthafen (N56.04221 E12.61623) und quartieren uns zwischen einigen trockengelegten Booten ein. Ganz in er Nähe ist das neue Meeresmuseum und Kunsthaus. Das Meeresmuseum ist in ein altes Hafenbecken hineingebaut. On oben sehen wir nur einige gläserne Verbindungsgänge, das eigentliche Museum ist im Erdreich vergraben.

Das Kunstmuseum steht gleich daneben und befindet sich in einem alten Werftgebäude aus Backsteinen. In den gezackten Glaserkern ist ein Wintergarten-Strassencafé untergebracht. Schick.

Heute ist hier in Helsingør ein Strassenfest. In der Fussgängerzone wimmelt es nur so von Leuten. Und obwohl ein eisiger Wind bläst, sind viele sommerlich angezogen – die scheinen äusserst robust und wetterfest zu sein!
Wir schlendern auf und ab – und essen Hacktätschli mit Beilagen. Schmeckt gut und füllt uns ordentlich aus.

Helsingørs Festung heisst „Kronburg“ und liegt auf einer Landzunge neben dem Hafen. Der Palast wird mehrfach von dicken Mauern, Wällen und Wassergräben geschützt. Um hinein zu kommen, müssen wir eine Brücke überqueren und mehrere Tore passieren. Und dann sind wir erst auf dem Vorplatz. Nochmals ein Wassergraben, eine hohe Mauer und ein Kassenhäuschen beenden unseren Vorstoss. Aber schön isch es trotzdem.