20. Februar 2017

Marokko: Meknès und danach der Schnee

Meknès. Schon am frühen Vormittag stapfen wir zur Altstadt von Meknès. Wie erwartet ist noch nicht viel los und das meiste noch zu. Aber die Morgensonne wirft ein tolles Licht auf die trübgelben Hauswände. Da und dort eilen Lieferanten mit ihren Handkarren durch die Gassen, andernorts werden kopflose Schafe in eine Metzgerei getragen.

Der Bäcker frittiert diese feinen Teigkringel und zum allerersten Mal sehe ich eine Kondomautomaten in Marokko. Eigentlich wollten wir das Mausoleum vom Moulay Ismail anschauen, aber das wird grad Renoviert. Zumindest wurde schonmal das Prunkvolle Torgebäude abgebaut.

Nach dem Mittag verlassen wir Meknès und fahren weiter südwärts. Bis Afrou besteht die Landschaft vor allem aus Gegend. Dann beginnen die Berge des Mittleren Atlas mit den üppigen Zedernwäldern. Und den berühmten Affen. Die hocken hier praktischerweise direkt am Strassenrand und warten auf ein paar Touristen-Häppchen.

Die Strasse führt, manchmal recht steil, immer höher hinauf. Die Schattenhänge sind immer noch mit reichlich Schnee bedeckt. Überall kann man Schlitten oder Skis mieten und damit die Schneefelder hinunter rutschen.

Der Col du Zad ist mit 2’200 Meter der höchste Punkt. Nun geht es wieder bergab. Die Landschaft ist nun deutlich kahler. Kaum noch Gras und gar keine Bäume mehr. Die Strasse ist oft schnurgerade und wir kommen gut voran.

In Ksar Timnay (n32.7524, w4.9196), zwanzig Kilometer nördlich von Midelt, stellen wir uns auf dem Campingplatz. Wir sind hier immer noch auf 1’500 Meter Höhe und ausserhalb der Umfassungsmauern bläst ein eisiger Wind.
Ü. kocht ein herbstliches Nachtessen; Sauerkraut, Kartoffeln und Speck. Die kaum 5° trüben ein wenig das Picknick-Ambiente. Deshalb verkrieche ich mich schon früh in meine molligwarmen Möbelwagen und geniesse das WiFi.

19. Februar 2017

Marokko: Esel und Schnecken unterwegs

Chefchaouen. Gestern Abend warf ich gedankenlos eine Bananenschale ins Gebüsch. Frank fand das unpassend! – und eigentlich hat er damit ja auch Recht. Aber wir drei alten Wüstenfüchse behaupteten natürlich sofort und übereinstimmend, dies sei hier so üblich und ausserdem würde die Bananenschale eh von den Eseln gefressen. Ja, sie sei sogar einen gewichtigen Beitrag zur Ernährung der hiesigen Haustiere. Odr so.

Und beim Frühstück kommt doch tatsächlich ein Esel heran geschlurft und gesellt sich zu uns. Und er frisst liebendgerne all unsere Resten frisst – ausser die Bananenschalen, die mag er überhaupt nicht.

Wir verlassen Chefchaouen und fahren weiter südwärts. Die Hügel sind grasgrün und die Bäume blühen – und es so gar nicht nach Wüste aus. Ganz vorne fährt auch heute wieder der Raja mit seinem Mowag-Ungetüm. Immer wenn er bergauf schneckt, kommt aus dem Auspuff ein dermassen stinkiger Qualm, dass keiner von uns hinter ihm herfahren will. Der Rauch kommt übrigens daher, weil Raja aus Kostengründen ab und zu Heizöl tankt.

Am Mittag picknicken Frank und ich an einem schönen Fluss. Schon bald kommen ein paar Schulkinder aus dem nahen Dorf um die komischen Touristen anzuschauen. Und auch gleich nach einem Bonbon fragen. Wir zeigen ihnen stattdessen wie man flache Steine übers Wasser hüpfen lässt.

Irgendwann am Nachmittag kommen wir bei den römischen Ruinen von Volubilis vorbei. Auch wenn ich schon öfters hier war, will ich mir die alten Steine gerne ein weiteres Mal ansehen. Vielleicht wurde ja zwischenzeitlich was Neues gebaut oder entdeckt. Aber nein, immer noch alles wie neulich.

Im dichten Feierabendverkehr müssen wir quer durch Meknès fahren. Meinen Lieblingsplatz unter den Olivenbäumen an der Stadtmauer (n33.8899, w5.5658) gibt es immer noch. Zwar ist er noch schmutziger und lärmiger als letztes Mal, aber mir gefällt es hier trotzdem.

Im Sonnenuntergand schlendern wir zum Place el Hedim. Ein wuseliges Durcheinander von Marktstände, Gaukler, Musikanten, Schlangenfänger und Ess-Ständen.

Als wir dann zufällig beim Schneckenkocher vorbeikommen, wusste ich sofort. Heute versuche ich die Schnecken im Cola farbigen Sud.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die gekochten Schnecken und der Schneckensud schmecken ausgezeichnet. Bloss dass einem die Tiere beim Essen auch noch zuschauen, irritiert mich dann doch ein bisschen.

18. Februar 2017

Marokko: Maultaschen oder Ohrfeigen

Martil. Heute ist wieder ein strahlendblauer Morgen. Die Tauben gurren und auf der Baustelle nebenan fräst einer Balken zurecht. Heute Vormittag sollten mich meine Reisekumpel hier abholen kommen, aber noch sind sie nicht da. Dafür sind aber in der Nachte noch Neuankömmlinge aus Luzern und aus Zürich hier eingetroffen. Wir plaudern ein wenig, dann stehen aufs Mal Ü, Raja und Frank neben mir. Grosses Hallo und eine grosse Erleichterung meinerseits.

Einer hinter dem anderen fahren wir mitten durch Tétouan und dann über die Hügel im Hinterland. Raja fährt voran, denn sein Mowag ist, zumindest bergauf, der langsamsten von uns vier.
Schon bald ist es Mittag und Zeit für eine kleine Rast. Wir setzen uns in eine Gaststätte am Strassenrand und bestellen Tajine, diesen marokkanischen Eintopf aus dem typischen Tongeschirr. Noch ein Tee und dann geht’s schon wieder weiter nach Chefchaouen. Die Landschaft ist nett und der Weg dahin nicht weit.

Das Städtchen Chefchaouen liegt am Hang und ist wegen seiner blauen Häuser bekannt. Wir schlendern durch die verwinkelten Gassen und bestaunen die blauen Häuser mit ihren blauen Türen und blauen Treppen.

Die Ladengeschäfte bieten allerhand Waren an, Gebrauchsgegenstände und kitschige Souvenirs. Creme-Schnitten in handlichen 100-er Schachteln und einzelne Zigaretten.
Direkt neben einem Polizisten fragt mich ein junger Kerl, ob wir Haschisch kaufen möchte? Will ich nicht. Stattdessen setzen wir uns in ein Café und trinken Tee.

Gegen Abend fahren wir zum Camping Azila (n35.1756, w5.2667) oberhalb der Stadt und lassen uns da häuslich nieder. Zum z’Nacht kocht Frank schwäbische Maultaschen mit Zwiebeln und Eiern. So kannte ich die bisher noch nicht und sie mundet wunderbar. Für ein Foto ist es leider schon viel zu finster.
Und dann kommt ein kalter Wind und ich muss mich in die Wärme des Möbelwagens verkriechen.

17. Februar 2017

Marokko: Strandurlaub in Martil

Martil ist so ein typischer Mittelmeer-Touristenort. Palmen und weisse Häuser, und entlang der Promenade eine schier endlose Reihe von Restaurants und Cafés. Doch jetzt am Morgen ist hier kaum etwas los. Die Lokale haben zwar auf, aber sind kaum Leute unterwegs. Ich weiss nicht, liegt es an der Jahreszeit oder an der Tageszeit.
Ich setze mich zu den alten Männern ins Café. Hier gibt es schnelles Internet und ich habe da noch einiges zu erledigen.

Um viertel vor eins ruft der Muezzin und ich schlendere nachhause. Unterwegs will ich noch einkaufen, doch hier im Neubaugebiet gibt es anscheinend keine Läden. Oder sie sind alle zu, oder ich finde sie nicht?


Den ganzen Nachmittag sitze ich Schatten und lese. Bald setzen sich meine beiden neuen Freund dazu, eine dreifarbige Katze und die Schildkrötendame von gestern.

Dann kommt ein älteres Paar und stellt ihr Wohnmobil, obwohl der ganze Campingplatz leer ist, genau hinter mein Wohnzimmer. Der Zwischenraum ist weniger als ein Meter, somit grad noch gross genug, dass ich meine Tür öffnen kann. Dieser Platz sei wegen des Fernsehempfangs optimal, erklärt mir die Dame.
Kurz darauf kommt ein weiteres Wohnmobil und ich schaue zu, wie sie mit allen vier Rädern auf Ausgleichskeile fahren! Was gar nicht so einfach, aber völlig sinnlos ist.
Ich hab es ja schon immer gesagt: Kaum wo ist die Idioten-Dichte höher als auf Campingplätzen!

16. Februar 2017

nach Marokko: übers Meer nach Afrika

Algeciras. Die ganze Nacht hat es geregnet. Eigentlich mag ich das ja gerne, denn dann sind weniger Leute unterwegs. Aber diesmal war es anders, die letzten Gröler gingen erst in der Morgendämmerung nachhause.

Heute ist der grosse Tag – es geht hinüber nach Afrika. Ich bin schon zeitig im Hafen und muss noch etwas warten, bis der Schalter öffnet. Um halb zwölf komme ich grad gleichzeitig mit unserem Fährschiff an den Pier. Von mir aus könnte es jetzt losgehen, ich war parat. Doch zuerst müssen wohl die anderen noch aus dem Schiffsbauch raus - und das dauert.
Mein Kilometerzähler steht nun bei 2’527 seit der Abfahrt zuhause. Und das Billet übers Meer hat diesmal knapp 90 Euro gekostet.

Mit dreiviertel Stunden Verspätung legt die „Tanger Express“ dann ab. Und obwohl recht wenige Passagiere an Bord sind, geht es mit dem Papierkram zäh voran. Als ich es dann endlich geschafft habe, sind wir auch schon in der Hafeneinfahrt von Tanger Med. Und inzwischen hat sich das Wetter gebessert, enzianblauer Himmel und Frühlingssonne.
Die Einreise geht wie immer zügig und freundlich vonstatten. Kaum Kontrollen, bloss ein Stempel auf die Fahrzeugpapiere und heisst es schon „bon voyage“.

Ich fahre nach Martil auf den Camping Al Boustane (n35.6288, w5.2777). Bis dahin sind es etwa fünfzig Kilometer; und ich geniesse jeden einzelnen davon. Am Strassenrand blühen die Blumen und bereits im ersten Dorf rieche ich gebratenes Fleisch und höre den Muezzin rufen. Mir ist vögeliwohl.

Auf dem Camping will ich nun auf meine Reisekumpane warten, die übermorgen aus Genua kommen.
Ich habe einen schönen Stellplatz neben einem Olivenbaum und einem Oleanderbusch. Aber bevor ich reinfahre, muss ich erst noch die Schildkröten einsammeln und um platzieren. Nicht dass eine unter die Räder kommt.