12. Juli 2013

Benelux: Château de Muger Luxembourg

Die Wolken hängen triefend nass am trübgrauen Himmel. Heute tun wir ausschlafen. Bei mir ist das schon um sechs in der Früh soweit. Bettwälzen und noch gschwind den Frauenroman zu Ende lesen, denn gestern kauften wir Büchernachschub.

Das „Conservatoire National de Véhicules Historiques“ befindet sich in der alten Kutschfabrik „J. Wagner“ mitten in Diekirch. Wir löhnen fünf Euronen und schauen uns die Autosammlung an. Gleich beim Eingang steht, wie immer und überall, ein VW Käfer.

Wir bewundern einige französische und englische Autos. Nicht sehr viele und keine Raritäten. Einfach nur alte Autos in einer schönen Fabrikhalle.

Im Obergeschoss befindet sich das Diekirch-Biermuseum. Leere Flaschen und alte Plakate. Finde ich jetzt nicht sooo spannend – wer will sich schon leere Flaschen und alte Plakate anschauen.

In Colmar-Berg hausen Henri und María Theresa Grossherzog von Luxemburg im Schloss von Berg. Etwas versteckt hinter hohen Mauern und dichten Grünzeug. Wir logieren gleich gegenüber - im Château de Muger.

11. Juli 2013

Benelux: bahnradeln nach Bastogne

In den Ardennen pflegen die Belgier ein inniges Verhältnis zu alten Panzern. Jedes Dorf, was etwas auf sich hält, hat mindestens einen davon. Meist auf dem Dorfplatz und auf einem Sockel. Ich verstehe das ja, aber seltsam dünkt es mich dennoch.

In der Nähe von Houffalize treffen wir auf eine alte Bahnlinie; längst aufgehobene und zu einem Weg umgebaut. Wir radeln südwärts. Die Landschaft ist runzlig und das Wetter recht angenehm.

Von der einstigen Bahnlinie ist nicht mehr etwas zu erkennen; einige Kilometersteine, sonst nichts. Die Strecke wurde 1884 eröffnet und 1984 geschlossen. Unsere Fahrt endet am alten Bahnhof „Bastogne-Sud“. Da wo einst die Züge hielten, weiden jetzt Esel.

Wir flanieren ein wenig durch Bastogne, schauen uns die Schaufenster an und beglücken ein Strassencafé. Gegenüber erinnert eine grosse Tafel an die Sieger des alljährlichen Radrennens Bastogne-Lüttich. Die fahren genau die gleiche Strecke wie wir; einfach noch etwas weiter.

Am Nachmittag fahren wir nach Clervaux im Grossherzogtum Luxemburg. Es ist ja nicht weit. Und das Grossherzogtum nicht gross. In Clervaux finden wir ein schnelles Wlan und erledigen den Schreibkram. Nachher geht Frau G. im örtlichen Hallenbad schwimmen. Sie schwimmt wie ein Hering - und beachtliche 50 Längen.
Wir übernachten gleich hier. Es beginnt zu regnen.

10. Juli 2013

Benelux: die Friterie - Muger im Glück

Die Belgier mögen das beste Bier brauen, die grössten Hebewerke bauen und die feinste Schokolade giessen. Sie sind die zähesten Velo-Rennfahrer und die originellsten Comix-Zeichner. Aber das Allerbeste was sie erfunden habe, ist zweifellos die „Friterie“.

Manche behaupten, eine Friterie sei bloss ein schäbiger Fress-Kiosk am Strassenrand, wo schlichte Kerle fette Pommes-Frites mampfen. Das mag ja stimmen. Aber eine Friterie ist viel mehr; sie ist ein kulinarisches, ja soziokulturelles Erlebnis erster Güte. Vielen Dank dafür, liebe Belgier.

In einer Fritterie gibt es herzhafte Fritten; aussenherum goldgelb und knusprig, innendrin wunderbar weich und kartoffelig, leicht gesalzen und in einer Papiertüte dargereicht. Die Kartoffeln werden in grob Streifen geschnitten und in Schweineschmalz frittiert, und nicht etwa in banalem Pflanzenfett wie andernorts.
Wer pflanzliche Nahrung nicht verträgt, kann aus einer reichen Palette von Fleischerzeugnissen wählen. In der Vitrine sind meist zahlreiche Grillspiesse, Buletten, Frikadellen und allerhand sonderbar geformte Fleischklösse ausgestellt.

Übrigens: Das Bild zeigt den Chefgastronomen der „Friterie Lucske“ in La-Roche-en-Ardenne. Einer der Besten vor Ort.

9. Juli 2013

Benelux: laaangweiliges Belgien

Durbuy behauptet von sich, die kleinste Stadt der Welt zu sein. Und damit haben sie sicher Recht, ein Dorf. Ein malerisches Dorf mit ganz engen Gassen und massenhaft Sonntagsausflüglern. Gut, dass heute nicht Sonntag ist, deshalb ist es gähnend leer.

Wir machen einen Schaufenster-Spaziergang, trinken Strassencafé und geniessen die Morgensonne. Wie die Eidechsen, oder Rentner.

Ganz in der Nähe besuchen wir die Megalithen von Wéris. Menhire und Dolmen aus der Jungsteinzeit, mächtig und kraftvoll. Dann nach Erezée die historische Bahn anschauen. Die „Tramway de l’Aisne“ fährt heute leider nicht, nur sonntags!

In Soy müssten wir uns entscheiden, links nach „Wy“ oder rechts nach „Ny“. Öööhm - wir fahren geradeaus weiter nach La-Roche-en-Ardenne. Ein hübsches Städtchen an einer Flussbiegung. Auf dem Hügel gegenüber steht eine Ruine und am Hauptplatz eine Friterie. Wir schlemmen uns durchs Angebot.

Wir übernachten im nahen Houffalize. Wir trinken schon wieder ein Bier; diesmal ein „Cuvée des Trolles“. Es ist nun schon das zweite Bier in diesem Jahr, mal abgesehen von diesem Sirup-Bier in Berlin.

7. Juli 2013

Belgien: Häuser aus Licht und Luft

„Doorkijkkerkje“ steht auf dem Wegweiser. Das muss sie sein, die von uns gesuchte Kapelle. Wir folgen dem schmalen Pfad. Zwischen den Birnbäumen durch. Und da ist sie.

Von der Ferne wirkt die Kapelle flirrend durchsichtig. Je näher wir kommen, umso massiver erscheint sie. Rostiger Stahl. Und Luft.

Der Innenraum ist eigenartig transparent. Blickt man zum Horizont, sind die Wände kaum sichtbar. Schaut man hingegen zum Himmel hinauf, sieht man ein schützendes Dach über sich. Eigenwillig, sinnlich, anregend.

Unweit von hier, in Liège, wollen wir uns einen weiteren interessanten Bau ansehen; den nagelneuen Bahnhof „Liège-Guillemins“. Auch der ist eigenartig transparent, aber aus schneeweissem Stahl und Beton gebaut. Lichtdurchflutet.

Die mächtige Halle überspannt die Geleise in einem einzigen grossen Bogen. Federleicht und durchsichtig. Und auf der Stirnseite mit einem grossartigen Ausblick in die Stadt hinaus.

Die Konstruktion, vor allem die Betonteile, erinnern stark an den Bahnhof Stadelhofen vom Calatrava. Liège-Guillemins ist aber um ein vielfaches grösser - und grossartiger. Leider ist der Himmel bedeckt und so gar kein Fotolicht.
Wir verlassen Liège gleich wieder und fahren zum Übernachten ins Abseits.