18. August 2015

Skandinavien: Flugzeuge im Bauch

Jönköping. Anfangen tut es ja noch mit halbwegs blauem Himmel; doch schon bald nieselt es wieder. Schon wieder alles grau in grau. Wie ein übler Novembertag. Was nun - ausharren oder Museum? Und wenn Museum: Saab, Volvo, Mofas oder Flugzeuge. Wir entscheiden uns für letzteres. Also los nach Westen.

Unterwegs machen wir Rast in Borås, einer ganz gemütlichen Stadt zwischen Jönköping und Göteborg. Wir schlendern durch die Gassen und schauen Kunst; possierliche Skulpturen und ein riesiges Wandbild. Dann schieben sich wieder dunkelgraue Wolken vor die eh schon schwächliche Sonne - und wir fahren weiter.

Das „Aeroseum“ (N57.7717 E11.8813) möchten wir weniger wegen den ausgestellten Flugzeugen anschauen, viel mehr wegen der besonderen Lokalität. Das Museum befindet sich in einem Bunker aus den 60-er Jahren. Hier, tief in einem Berg, waren während es Kalten Krieges Flugzeuge der schwedischen Flygflottilj in ständiger Alarmbereitschaft.

Bereits der Eingang zum Flugzeug-Bunker befindet sich in einer unterirdischen Halle. Hinter einem mächtigen Tor führt ein langer gebogener Korridor, grösser als ein Autobahntunnel, in die Tiefe. Hier unten sind drei querliegende Kavernen, in denen früher die Flugzeuge standen. Ganz zuhinterst gibt es noch einen zweiten Eingang und natürlich noch zahlreiche Nebenräume.

Heute ist alles mit historischen Flugzeugen vollgestellt. Ein paar recht interessante, aber einige sind auch zu einem Kinderspielplatz verkommen. Kleine Kinder spielen mit Raketensprengköpfen und klettern auf Bombern herum. Für uns wirkt das etwas – öööhm – seltsam.

Zum Übernachten fahren wir nach Göteborg hinein.Am Fährhafen finden wir einen ganz ordentlichen Platz. Nicht sooo romantisch, aber sehr verkehrsgünstig gelegen. Manchmal regnet es nicht, grau ist es immer.

17. August 2015

Skandinavien: Regen,nicht aufregen, Jönköping

Es regnet in Motala. Die ganze Nacht und auch jetzt am Morgen. Doch neustens zeigen sich vereinzelt Wolkenlöcher. Vielleicht wird heute doch noch sonnig?
Wir machen los und fahren südwärts. Schon bald kommen wir nach Vadstena (N58.44558 E14.8819) und parkieren direkt vor dem berühmten Renaissance-Schloss. Für einen Moment scheint sogar ein wenig die Sonne.

Wie man noch gut sehen kann, war das Schloss vorher eine bullige Festung. Wir schlurfen hinter einer Touristengruppe nach in den Innenhof hinein und lauschen deren Fremdenführerin. Sie trägt ein romantisches Burgfräulein-Kostüm und redet schwedisch. Ich vadstena nix.

Gleich neben dem Schloss ist ein kleiner, alter Bahnhof; davor einige historische Bahnwagen und ein skurriler Schneepflug. Schon wieder so ein Zufall - hat sich der Schlossbesuch also doch noch gelohnt!

Etwas weiter im Süden besuchen wir die Ruine des Klosters Alvastra (N58.29672 E14.65923). Im frühen 12. Jahrhundert kamen Zisterziensermönche aus Frankreich und gründeten hier eine erste Filiale in Nordeuropa.

Es beginnt zu regnen und wir flüchten uns in den Möbelwagen. Der Regen wird stärker, je näher wir Jönköping kommen. Von Niesel- zu Bieselregen. Als wir im Stadtzentrum landen, ist es grad einen Moment trocken. Wir schauen uns die Innenstadt an – aber so auf den ersten Blick gibt es nicht viel Spannendes zu entdecken. Aber nett isches hier schon.

Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz direkt an der nagelneuen Uferpromenade. Ein brachliegendes Grundstück (N57.77185 E14.16118) inmitten von schicke Neubauten, wie für uns und unser Labormobil gemacht. Es regnet. In den wenigen sonnigen Momenten renne ich gschwind hinaus und schaue mir die Architektur an. Spektakulär und interessant.

Da wo wir übernachten, standen ganz früher einmal das Schloss und die grosse Bastion von Jönköping. Davon ist ausser ein paar kümmerlichen Mauerresten, die man durch ein Bodenschaufenster anschauen kann, nichts erhalten geblieben. Und aus unserem Übernachtungsplatz soll demnächst ein Stadtpark werden. Es beginnt wieder zu regnen.

16. August 2015

als Erster über den Gotthardpass

Schon wieder ein Jubilum: Genau vor 120 Jahren, am 18. August 1895, fuhr das erste Auto über den Gotthardpass; ein Peugeot Quadricycle Type 3. Ein Grafen Cognard aus Frankreich fuhr mit seiner Gattin, einem Mechaniker, einem Wachhund und 75 kg Gepäck damit über den Alpenpass ins Tessin. Für die damalige Zeit eine Sensation

Der Peugeot Quadricycle Type 3 wird von einem kräftigen Zweizylinder-Viertaktmotor mit 2 PS angetrieben. Von dem Auto wurden in den Jahren 1891 bis 1894 vierundsechzig Stück gebaut, was für diese Zeit schon eine Gross-Serie war. Der Typ 3 war 2,50 m lang und 1,35 m breit und hatte vier Sitzplätze. Zudem war er serienmäßig mit vier Schutzblechen, zwei Laternen und einem Klappdach ausgestattet.
Zum Gedenken an die abenteuerliche Fahrt findet im Sommer jeden Samstag eine Stau statt - auch heute ...

14. August 2015

Skandinavien: woher du all die Sachen?

Der Göta-Kanal geht quer durch Schweden und verbindet Göteborg und Stockholm. Die Schiffe können seither durchs Innenland fahren und ersparen sich den weiten Weg aussen herum. Aber eigentlich sind es mehrere einzelne Kanalabschnitte und Seen.

Heutzutage fahren auf dem Kanal nur noch Freizeitboote und Ausflugsdampfer herum, so wie die berühmte „Juno“. Wir schauen und staunen, als sie an unserem Esstisch vorbei fährt. Ein prächtiges Schiff - wie aus einem alten Abenteuerfilm.

Die Wolken kommen und wir gehen. Wir nutzen wieder die kleinen Waldwege als Abkürzung. Man braucht zwar länger, aber am Strassenrand gibt es immer etwas zu sehen. Zum Beispiel einen – ach  –nur Schrott.

In Motala fahren wir zum Hafen (N58.53399 E15.03737). Gleich nebenan ist - und ich schwöre, es ist purer Zufall - das „Motala Motormuseum“. Es zeigt eine stattliche Anzahl alter Autos, dazu unglaublich viele Zweiräder, Radios,Telefone und ...

Wir bestaunen das älteste Auto Schwedens, ein De Dion-Bouton von 1899 und einen Rolls aus dem schwedischen Königshaus. Königlicher Besuch war übrigens auch schon hier. Im Prospekt steht, die Kronprinzessin Victoria sei beeindruckt gewesen und habe gesagt: «Woher du all die Sachen?»

In Motala ist heute Stadtfest. Grad als wir losgehen, beginnt es zu regnen. Die Stimmung ist dementsprechend trüb. Nasse Punys drehen auf dem Karussell unbemannt ihre Runden, der Mann am Schiessstand kaut an seiner Zigarette und der Bierzapfer starrt teilnahmslos ins Leere. Auf der grossen Bühne schrammeln ein paar ergraute Rocker Hits aus den 90-er Jahren. Nicht schön, aber schön laut. Der Regen wird stärker. Wir gehen heim.

Unser Parkplatz, wo wir eigentlich übernachten haben gewollt, wäre heute nicht das Stadtfest, ist ab heute Abend gesperrt. Wir übernachten deshalb am anderen Ende der Stadt, direkt an der Schleusentreppe Borenshult (N58.5556 E15.0785). Trotz des Regens schleusen viele Segelboote hinauf in die Stadt, hinunter an den See aber kein einziges.
Der Regen prasselt auf unser Dach; es tönt beinahe wie Applaus.

13. August 2015

Skandinavier: Ente gut, alles gut am Göta-Kanal

Gestern Abend kamen immer mehr Wohnmobile, vermutlich war das hier ein offizieller Womo-Stellplatz? Heute Morgen tankten wir im Bootshafen Trinkwasser und fuhren zeitig los. Nach Karlstadt.

Karlstad ist eine kleine Stadt ohne wirkliche Sehenswürdigkeiten. Einzig die alte steinerne Brücke (N59.38452 E13.51316) ist bemerkenswert, aus schlichten Bruchsteinen gemauert und bereits seit einigen Jahrhunderten in Betrieb.

Ausgerechnet heute ist in der Fussgängerzone eine Fressmeile aufgebaut. An bunten Ständen werden Köstlichkeiten aus der ganzen Welt angeboten. Wir flanieren dazwischen herum und naschen hie und da ein Häppchen. Käse aus dem Jura, Landjäger aus Deutschland, Süsskram aus Grossbritannien. Die Verkäuferin hat ein rosiges Gesicht und nennt mich „Darling“.

Nach einem erweiterten Frühstücks-Kaffe bei „Anitas Brödbod“ fahren wir gegen Mittag weiter. Noch ist der Himmel himmelblau, doch am Horizont quellen Quellwolken. Die Landschaft ist kitschig schön, ob bloss wegen des schönen Wetters, oder überhaupt, wissen wir auch nicht.
Dass ich unterwegs ein Eisenbahn-Depot besichtige, getraue ich schon gar nicht mehr zu erwähnen. Jedenfalls erreichen wir Mitte Nachmittag Sjøtorp am Göta-Kanal. Hier wöllten wir eigentlich übernachten und den Schiffen zu gucken. Ungefähr Drölfzigtausend andere hatten die gleiche Idee. Die Kombination aus Sommerferien und sonnigem Wetter scheint alle an den Göta-Kanal zu locken! Dazu ganze Heerscharen von Wohnmobilen, die unseren Platz besetzen. So geht das nicht!

Einige Kilometer weiter, an der Kanalbrücke in Rigstorp (N58.8139 E14.0356) finden wir dann einen wunderschönen Platz direkt am Wasser. Und ganz für uns allein. Die Boote fahren sozusagen mitten durch unser Esszimmer.
Zwei Enten lümmeln herum und werden von mir mit hartem Brot beworfen. Sie schnäbeln gierig danach, selbst wenn ich nur so tue, als ob ich werfe.
Am Abend schaue ich noch lange raus, ob vielleicht ein Elch kommt? Es kommt aber nur die Schläfrigkeit.