6. Februar 2016

Brüste aus Teig

Bei uns wird jedes Jahr am 5. Februar, dem Tag der heiligen Agatha, Agathabrot gebacken. Der Brotteig ist an sich nichts Besonderes, wird aber aus gesegnetem Mehl hergestellt. Und so schützt das Agathabrot vor Feuer - und Heimweh und Fieber, die ja auch brennen wie Feuer.

Die Geschichte dahinter ist etwas verwirrend. Die Legende sagt: Die „Agatha von Catania“ weigerte sich seinerzeit den römischen Statthalter zu heiraten und sich vom christlichen Glauben abzuwenden. Daraufhin bestrafte man sie, indem man ihr mit glühenden Zangen die Brüste abkniff! Was aber die Meinungsverschiedenheiten nicht wirklich klärte.

Seit dem Mittelalter wird die „Heiligen Agatha“ deshalb mit ihren abgeschnittenen Brüsten dargestellt. Die Gläubigen sahen bar statt abgeschnittener Brüste zwei knusprige Brötchen. Und so entstand der Brauch, am Agatha-Tag gesegnete Agathabrote zu backen.

4. Februar 2016

heute ist Schmutzig Dunschtig

Heute ist „SchmuDu“ – Schmutzig Donnerstag. Bei uns in der Zentralschweiz ist das der Beginn der Fasnacht und somit der wichtigste Feiertag im Jahr.
In unserer Jungendzeit zogen wir jeweils ab morgens um vier durchs Dorf und erfreuten die schlafende Bevölkerung mit unseren Tröten und Trommeln. Sangen Spottlieder und zündeten Knallkörper. Klebten Heftpflaster auf Türklingeln und bewarfen vorbeifahrende Autos mit Eiern. Oder hängten fremde Gartenmöbel und Fahrräder in Baumkronen. Was man halt so tut, damit der Schmutzig Donnerstag lange in Erinnerung bleibt.

Und Heute? Um halb sechs schaue ich raus. Vorne bei der Strassenlaterne stehen einige Pubertanten. Die Smartphones leuchten blassblau. Dann kommt ihr Kumpel mit dem Auto. Vermutlich fuhren sie an die luzerner Fasnacht und betätigten sich dort gemeinsam als zuschauende Passivfasnächtler.

Daran kann man gut sehen, was die modernen Erziehungmethoden und all die Päda- und andere -gogen bei der Landjugend angerichtet haben!
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3. Februar 2016

Zypern - und wie war’s?

Und wo ist es schöner - In Zypern oder Nordzypern? Diese heikle Frage kann ich eindeutig beantworten; in Nordzypern.
Die beiden Länder unterscheiden sich ja eigentlich wenig. Die Küsten Zyperns sind von der Tourismusindustrie geprägt, in Nordzyperns nicht. Zudem mag ich die türkische Lebensart Nordzyperns. Hier ist alles etwas gemächlicher, lieblicher und bunter. Während es im Süden etwas ernster und „europäischer“ zugeht. Vielleicht auch etwas moderner.

Uns haben aber beide Zypern sehr gut gefallen. Doch am interessantesten war die Trenn-Naht zwischen den beiden Ländern. Hier im Niemandsland prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander; wie zerstrittene Geschwister. Einzigartig und absurd zugleich.

Mein Reisetipp: Fahrt hin und schaut euch die beiden Zypern an - bevor plötzlich der Frieden ausbricht und sich Zypern wiedervereinigt.

2. Februar 2016

Zypern: Flugzeuge haben Leute im Bauch...

Limassol. Heute schlafen wir aus, denn es ist unser letzter Tag in Zypern. Pünktlich um acht sind wir am Frühstücksbuffet. Eine Herde russischer Feriengäste war schneller und hat die Auslagen bereits stark dezimiert. Alle Schüsseln sind schon leer, einzig einige Pommes Frites kann im mir noch greifen. Und einige rosa Würstchen und harte Eier baden noch im lauwarmen Wasser. Aber sonst hat sich schon Ödnis ausgebreitet.

Gegen Mittag verlassen wir unseren Ferien-Palast und fahren der Südküste entlang Richtung Larnaka. Wir schauen unterwegs ein paar Sachen an und landen dann in Kalavasos (N34.7728, E33.2952), einem netten Städtchen mit einer langen Bergbau-Tradition. Schon in der Bronzezeit haben sie hier Kupfererz abgebaut.

Auf dem Dorfplatz sonnen sich alte Männer und junge Katzen. Wir setzen uns dazu und trinken Zitronenlimonade. Der Wirt erzählt, dass er zwei Monate in Luzern gelebt habe. Das sein «die schönste Zeit seines Lebens» gewesen!

In Kiti fahren wir zuerst an den Hafen und bewundern den alten Leuchtturm. Wäre er höher als die umliegenden Häuser, täte man ihn auch besser sehen. So aber beeindruckt er uns nur wenig.
Das Städtchen Kiti ist ganz nett, aber wirklich grossartig ist die „.Panagia Angeloktistos“ (N34.8476, E33.5710). Eine gotische Kapelle aus er Kreuzritterzeit in den Mauern einer noch älteren byzantinischen Kirche. Auch wer keine alten Kirchen anschauen mag, wird von dem uralten Gebäude und den Mosaike-Resten begeistert sein.

Wir sitzen lange unter einer Eiche mit Krückstöcken und geniessen die Abendsonne. Dann ist Zeit zur Heimreise. Am Flughafen Larnaka geben wir unseren Kia zurück; 673 Kilometer sind wir gefahren. Nicht viel meint der Mietwagen-Knecht.

Dann durchschreiten wir das übliche Flughafen-Prozedere. Wir werden wie Schafe zickzack zwischen Absperrungen umher getrieben und lassen unser Gepäck durchleuchten. Es scheint gesund zu sein und wir dürfen eintreten. Nun beginnt das lange Warten.
Um sieben Uhr abends startet unser prallvoller Easyjet-Flieger und kurz vor elf landen wir in Basel-Mulhouse. Hier ist es ist kalt und der Mond scheint käsig vom Himmel. Um halb eins sind wir zuhause.

1. Februar 2016

Zypern: was ist Kleftiko und Afelia?

Nikosia. Unser „Delphi Hotel“ bietet kein Frühstück an, deshalb gehen wir auswärts. Ins erstbeste Café, das um die Zeit schon auf hat. Es gibt Milchkaffee, fettige Backwaren und zypriotische Volksmusik aus dem Wandfernseher.

Wir verlassen Nikosia westwärts. Die Strasse geht südlich am seit vierzig Jahren geschlossenen Flughafen vorbei und dann immer der Pufferzone entlang. Von dem allen sehen wir ausser viel Stacheldraht und ab und zu einem UN-Wachturm wenig.
Die Landschaft ist brav. Rechts am Horizont sehe ich das Meer, links die Berge; dazwischen abgeerntetes Ackerland. Und wir. Dann biegen wir ab und fahren über die Berge. Braune Wegweiser weisen uns den Weg zu allerlei Sehenswürdigkeiten. Meistens sind es Kirchen oder Klöster, was ja mehr oder weniger das gleiche ist. Wir schauen uns ein paar andere Sachen an, aber davon berichte ich dann ein andermal.

In Kakopetria (N34.9885, E32.9019) machen wir halt. Das Bergdorf rühmt sich seines malerischen Dorfzentrums. Und so ist dann auch; enge Gassen zwischen uralten Häusern aus Holz und Stein. Jetzt im Winter sind alle Souvenirläden zu und wir die einzigen Besucher. Gut so.
Die Dorfkirche hat ein mächtiges Steindach und eine schöne alte Ikonostase. Wir zünden eine Kerze an und geniessen die beschauliche Stimmung. Ausser alten Leuten und scheuen Katzen sehen wir niemanden. Wir setzen uns in eine Gaststätte und trinken Kaffee. Die Wirtin hat ein Gesicht wie ein Schraubstock. Dabei sagt man doch den Südländern immer Lebenslust und Lockerheit nach...

Unsere Strasse kurvt zwischen den Hügeln immer weiter bergauf. Wir reifeln durch Wälder und Schluchten. Dann kommt die Passhöhe und es geht wieder bergab.
Unterwegs preist ein Schild die „grünen Wasserfälle“. Wir halten an, doch die Wasserfälle sind heute geschlossen. Stattdessen schauen wir zwei Pfauen zu, wie sie nichts tun. Die mitwohnenden Hühner tun auch nichts und der Hofhund schläft.

Heute wohnen wir im „The Caravel Hotel“ (N34.7068, E33.1154) in der Nähe von Limassol. Es ist so ein gesichtsloser Hotelkasten unweit vom Strand. Unser Zimmer 603 hat einen Balkon mit Sicht aufs Meer und die Baustelle gegenüber. Heute betonieren sie grad die Decke des zweiten Geschosses.

Am Abend gehen wir „einheimisch“ essen. Ich bestelle „Kleftiko“ − geschmortes Lammfleisch mit Kräutern. Frau G. nimmt „Afelia“ − geschmortes Schweinefleisch mit Koriandersamen. Gut isch es - aber halt etwas viel Fleisch mit wenig sonst.