18. Februar 2017

Marokko: Maultaschen oder Ohrfeigen

Martil. Heute ist wieder ein strahlendblauer Morgen. Die Tauben gurren und auf der Baustelle nebenan fräst einer Balken zurecht. Heute Vormittag sollten mich meine Reisekumpel hier abholen kommen, aber noch sind sie nicht da. Dafür sind aber in der Nachte noch Neuankömmlinge aus Luzern und aus Zürich hier eingetroffen. Wir plaudern ein wenig, dann stehen aufs Mal Ü, Raja und Frank neben mir. Grosses Hallo und eine grosse Erleichterung meinerseits.

Einer hinter dem anderen fahren wir mitten durch Tétouan und dann über die Hügel im Hinterland. Raja fährt voran, denn sein Mowag ist, zumindest bergauf, der langsamsten von uns vier.
Schon bald ist es Mittag und Zeit für eine kleine Rast. Wir setzen uns in eine Gaststätte am Strassenrand und bestellen Tajine, diesen marokkanischen Eintopf aus dem typischen Tongeschirr. Noch ein Tee und dann geht’s schon wieder weiter nach Chefchaouen. Die Landschaft ist nett und der Weg dahin nicht weit.

Das Städtchen Chefchaouen liegt am Hang und ist wegen seiner blauen Häuser bekannt. Wir schlendern durch die verwinkelten Gassen und bestaunen die blauen Häuser mit ihren blauen Türen und blauen Treppen.

Die Ladengeschäfte bieten allerhand Waren an, Gebrauchsgegenstände und kitschige Souvenirs. Creme-Schnitten in handlichen 100-er Schachteln und einzelne Zigaretten.
Direkt neben einem Polizisten fragt mich ein junger Kerl, ob wir Haschisch kaufen möchte? Will ich nicht. Stattdessen setzen wir uns in ein Café und trinken Tee.

Gegen Abend fahren wir zum Camping Azila (n35.1756, w5.2667) oberhalb der Stadt und lassen uns da häuslich nieder. Zum z’Nacht kocht Frank schwäbische Maultaschen mit Zwiebeln und Eiern. So kannte ich die bisher noch nicht und sie mundet wunderbar. Für ein Foto ist es leider schon viel zu finster.
Und dann kommt ein kalter Wind und ich muss mich in die Wärme des Möbelwagens verkriechen.

17. Februar 2017

Marokko: Strandurlaub in Martil

Martil ist so ein typischer Mittelmeer-Touristenort. Palmen und weisse Häuser, und entlang der Promenade eine schier endlose Reihe von Restaurants und Cafés. Doch jetzt am Morgen ist hier kaum etwas los. Die Lokale haben zwar auf, aber sind kaum Leute unterwegs. Ich weiss nicht, liegt es an der Jahreszeit oder an der Tageszeit.
Ich setze mich zu den alten Männern ins Café. Hier gibt es schnelles Internet und ich habe da noch einiges zu erledigen.

Um viertel vor eins ruft der Muezzin und ich schlendere nachhause. Unterwegs will ich noch einkaufen, doch hier im Neubaugebiet gibt es anscheinend keine Läden. Oder sie sind alle zu, oder ich finde sie nicht?


Den ganzen Nachmittag sitze ich Schatten und lese. Bald setzen sich meine beiden neuen Freund dazu, eine dreifarbige Katze und die Schildkrötendame von gestern.

Dann kommt ein älteres Paar und stellt ihr Wohnmobil, obwohl der ganze Campingplatz leer ist, genau hinter mein Wohnzimmer. Der Zwischenraum ist weniger als ein Meter, somit grad noch gross genug, dass ich meine Tür öffnen kann. Dieser Platz sei wegen des Fernsehempfangs optimal, erklärt mir die Dame.
Kurz darauf kommt ein weiteres Wohnmobil und ich schaue zu, wie sie mit allen vier Rädern auf Ausgleichskeile fahren! Was gar nicht so einfach, aber völlig sinnlos ist.
Ich hab es ja schon immer gesagt: Kaum wo ist die Idioten-Dichte höher als auf Campingplätzen!

16. Februar 2017

nach Marokko: übers Meer nach Afrika

Algeciras. Die ganze Nacht hat es geregnet. Eigentlich mag ich das ja gerne, denn dann sind weniger Leute unterwegs. Aber diesmal war es anders, die letzten Gröler gingen erst in der Morgendämmerung nachhause.

Heute ist der grosse Tag – es geht hinüber nach Afrika. Ich bin schon zeitig im Hafen und muss noch etwas warten, bis der Schalter öffnet. Um halb zwölf komme ich grad gleichzeitig mit unserem Fährschiff an den Pier. Von mir aus könnte es jetzt losgehen, ich war parat. Doch zuerst müssen wohl die anderen noch aus dem Schiffsbauch raus - und das dauert.
Mein Kilometerzähler steht nun bei 2’527 seit der Abfahrt zuhause. Und das Billet übers Meer hat diesmal knapp 90 Euro gekostet.

Mit dreiviertel Stunden Verspätung legt die „Tanger Express“ dann ab. Und obwohl recht wenige Passagiere an Bord sind, geht es mit dem Papierkram zäh voran. Als ich es dann endlich geschafft habe, sind wir auch schon in der Hafeneinfahrt von Tanger Med. Und inzwischen hat sich das Wetter gebessert, enzianblauer Himmel und Frühlingssonne.
Die Einreise geht wie immer zügig und freundlich vonstatten. Kaum Kontrollen, bloss ein Stempel auf die Fahrzeugpapiere und heisst es schon „bon voyage“.

Ich fahre nach Martil auf den Camping Al Boustane (n35.6288, w5.2777). Bis dahin sind es etwa fünfzig Kilometer; und ich geniesse jeden einzelnen davon. Am Strassenrand blühen die Blumen und bereits im ersten Dorf rieche ich gebratenes Fleisch und höre den Muezzin rufen. Mir ist vögeliwohl.

Auf dem Camping will ich nun auf meine Reisekumpane warten, die übermorgen aus Genua kommen.
Ich habe einen schönen Stellplatz neben einem Olivenbaum und einem Oleanderbusch. Aber bevor ich reinfahre, muss ich erst noch die Schildkröten einsammeln und um platzieren. Nicht dass eine unter die Räder kommt.

15. Februar 2017

nach Marokko: das Ende ist da

Málaga. Kurz nach sieben ist es am Flughafen stockfinster und noch ganz ruhig. Frau G. hat ihre Handtasche gepackt und ist reisefertig. Noch ein kurzes Knuddeln – und schon wird sie von der Drehtür geschluckt und in die Abflughalle hineingesogen. Guten Flug, bis bald.

Ich fahre mutterseelenallein zum Strand hinunter. Denn sollte irgendwas beim Einchecken oder mit den Papieren schieflaufen, hätte ich es von hieraus wenigstens nicht weit, um sie zu retten.
Pünktlich um 10:15 donnert ihr Easyjet-Flieger über mich hinweg. Alles ok.

Nebenan hocken zwei Kerle neben ihren Reisefahrzeugen; einem kleinen Hymer und einem Trabant mit Anhänger (https://traveltrabi.com). Ich setze mich dazu und wir plaudern bis gegen Mittag. Der eine ist auf grosser Europa-Rundreise, der andere überwintert hier in Südspanien. Sehr gemütlich, aber jetzt muss ich los.

Für mich sind es jetzt noch 120 Kilometer bis nach Algeciras, wo ich morgen auf die Fähre will. Das Wetter wird zunehmend schlechter; dicke Wolken und manchmal einige Regentropfen. Dann kommt der Felsen von Gibraltar in Sicht und ich bin da.
Bevor ich in den Hafen fahre, will ich unbedingt noch ein paar Flaschen Mineralwasser kaufen, denn die bekommt man in Marokko drüben kaum. In Algeciras anscheinend aber auch, jedenfalls gehe ich heute leer aus.

Das Internet im McDonald’s läuft zäh und lückenhaft. Wenigstens die Tageszeitung kann ich herunterladen, dann geht gar nix mehr.
Ich übernachte gleich in der Nähe. Die Umgebung ist zwar nicht wirklich malerisch – aber wenn ich die Rollläden zumache merke ich ja nichts davon.

14. Februar 2017

nach Marokko: Málaga bis die Flossen glühen

Málaga. Wie gestern schon fahren wir gegen Mittag in die Stadt. In der grossen Markthalle ist jetzt viel Betrieb. Alle Marktstände sind auf und die asiatischen Touristen mampfen bereits eifrig frittierte Fische. Mir gefallen die Fische zwar auch, aber noch viel besser die verschiedenartigen Würste und die Hackfleisch-Bällchen in feissen Sossen. Doch dafür ist es mir beim besten Willen noch zu früh.

Etwas später setzen wir uns in der Altstadt in ein Strassencafé und schauen den Leuten und Tauben zu, wie sie übers Pflaster eilen. Gestern war hier kaum wer unterwegs, heute ganze Touristengruppen. Allen voran der Anführer, der über ein Mikrofon seiner Herde direkt ins Ohr spricht. Alle folgen ihm wort- und widerstandslos.

Wir schauen uns dies und das an, ein bisschen Kultur, Architektur und so; bis mir die Flossen glühen und wir nachhause schlurfen. Den verbleibenden Nachmittag vertrödeln wir mit Einkaufen, Abwasser entsorgen und vergleichbaren Hausarbeiten. Trinkwasser konnten wir heute nicht auffüllen, das muss ich dann morgen noch einmal versuchen.

Das Wetter wird zusehends trüber. Wir fahren drum an unseren vorgestrigen Übernachtungsplatz am Strand. Das Meer ist jetzt ganz grau und die Fischer tragen Wintermäntel. Dabei ist es, für unsere Verhältnisse, eigentlich recht mild. Zumindest im Windschatten, denn von den Sierra Nevada her bläst ein unangenehmer Winterwind.